100 Jahre Spvgg Rommelshausen
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Allgemeine Zeitgeschichte : Gemeinde 1907-1913

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Bild von Rommelshausen um 1900


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Rom 1910; 1910 wurde das elektrische Licht eingeführt

Kurzgefasste Geschichte der Gemeinde Rommelshausen ab 1900


Zusammengestellt von Günter Haußmann

Literaturangabe:
Das Ortsbuch von Rommelshausen im Remstal, herausgegeben von Heinz Erich Walter, Walter, 1973.
Festschrift zum 850-jährigen Jubiläum von Rommelshausen im Juli 1996 von Wolfgang Saida und Stefanie Ulrich.
Mitteilungsblätter der Gemeinde Kernen im Remstal von 1996 bis 2006.


Die Entwicklung in Rommelshausen im 19. Jahrhundert

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist in Württemberg die Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle. Doch diese sichert zunehmend nicht mehr das wirtschaftliche Auskommen eines Großteiles der Bevölkerung. Die nach wie vor geltende Realteilung führt zu einer permanenten Verkleinerung der Höfe, die so dezimierten Flächen können kaum noch ihre Besitzer ernähren.

Gleichzeitig nimmt die Bevölkerung, u.a. durch die Aufhebung der Leibeigenschaft und zahlreiche hygienischen Verbesserungen so stark zu, dass von einer Bevölkerungsexplosion gesprochen werden kann. Leben 1780 21 Millionen Menschen in Deutschland, so sind es knapp 100 Jahre später, 1875, bereits 43 Millionen.

Allerdings führen Missernten und damit verbundene Hungersnöte weiter zu einer Verarmung breiter Bevölkerungskreise.

Gerade in diesen Krisenzeiten bewährt sich in Württemberg die Kombination von Landwirtschaft und gewerblicher Tätigkeit. Viele Landbewohner besorgen einerseits ihre kleinbäuerliche Landwirtschaft und erarbeiten sich andererseits ein zusätzliches Einkommen durch handwerkliche Heimarbeit, wie z.B. die Strohflechterei, die Hausspinnerei, die Schreinerei, die Schneiderei, die Schuhmachertätigkeit, die Schlosserei und noch vieles andere mehr.

In den folgenden Jahrzehnten entwickeln sich der Maschinen-, Fahrzeug- und Werkzeugbau sowie die Elektroindustrie zu den führenden Industriezweigen in Württemberg. Mit dieser Entwicklung sind Namen wie Gottlieb Daimler, Carl Benz, Robert Bosch und Ferdinand Porsche verbunden.

Voraussetzung für den nach 1850 einsetzenden schnellen industriellen Fortschritt sind die Abschaffung von Hemmnissen, wie Zunftzwang und Zollschranken und eine verstärkte staatliche Förderung.

1884 wird die "Zentralstelle für Gewerbe und Handel" gegründet und Ferdinand Steinbeis von König Wilhelm I. zu deren Präsident ernannt.

Wirtschaftsförderung ist auch der vom Landtag beschlossene staatliche Eisenbahnbau. 1846 fährt der Zug von Ludwigsburg über Stuttgart nach Esslingen. Dazu wird der Rosenstein-tunnel zwischen Cannstatt und Stuttgart gebaut. 1854 gibt es in Württemberg 307 Bahnkilometer.

Als mindestens ebenso wichtig wie der Ausbau der Verkehrsadern erweist sich der Aufbau eines leistungsfähigen Bildungssystems. Die Schulgesetze von 1836 legen die Grundlage für eine stetige Verbesserung der Volksschulen.

1840 wird die Schulpflicht der Lehrlinge und Gesellen in sogenannten Gewerbeschulen eingeführt. Die Gründung von Fachschulen und technischen Hochschulen sind Versuche, den neuen Anforderungen einer technisch-industriellen Welt zu begegnen.

Gezielt an die immer breiter werdende Schicht der Arbeiter richten sich die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehenden Arbeiterbildungsvereine. Ihr Anliegen sind die Vermittlung berufsbezogener Kenntnisse und die Verbesserung des allgemeinen Bildungsstandes. Neben Konsumvereinen, die ihren Mitgliedern günstige Einkaufs-möglichkeiten bieten, entstehen ab 1870 vor allem in den proletarischen Ghettos der Groß-städte Vereinigungen zur Wahrung und Durchsetzung der Rechte von Arbeitern. Dies sind Vorläufer der Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei.

In Rommelshausen ist auch im 19. Jahrhundert selbstverständlich die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle. Aufgrund fehlender Industrieansiedlungen in unmittelbarer Nähe bleibt Rommelshausen fast bis zur Jahrhundertwende vom Sog der Industrialisierung weitgehend unberührt. Doch die Landwirtschaft ernährt – wie schon beschrieben - aufgrund der Realteilung und von Missernten immer weniger die zunehmende Bevölkerung in den Remstaldörfern. Rommelshausen zählt 1721 noch 670 Einwohner, so sind es 1810 bereits 1163, 1844 schließlich 1301 und 1872 waren es nur noch 1176.

Das Jahr 1816/1817 ist durch Missernten gekennzeichnet und lässt die Armut auch in Rommelshausen anwachsen. Aus der Armenfürsorge heraus entwickelt sich das erste größere Gewerbe in Rommelshausen. 1829 erbaut der Stuttgarter Johann Gottlob Knoblauch eine Strohhutfabrik und schafft so auch armen Menschen eine Verdienstmöglichkeit. Zeitweise beschäftigt Knoblauch bis zu 100 Erwachsene und Kinder, die sich durch Strohflechten und Strohhutnähen ihre Existenz sichern.

Noch heute existiert die Villa eines Strohhutfabrikanten in der Schafstraße, die dieser einst im Schweizer Landhausstil erbaut hat und die 1883 von der Anstalt Stetten zur Unterbringung Pflegebedürftiger erworben wurde.

Rommelshausen 1927 - die Villa ist oben links zu sehen
Rommelshausen 1927 - die Villa ist oben links zu sehen

Die Jahre 1848 bis 1855 gehen als Hungerjahre in die württembergische Geschichte ein. Rommelshausen versucht durch die Einrichtung einer Suppenanstalt 1851/52 in der Küche des Rathauses die schlimmste Not zu lindern. 10 Erwachsene und 50 Kinder werden regelmäßig versorgt. Trotz aller Anstrengungen sehen viele Rommelshäuser unter den herrschenden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen keine Zukunftsperspektiven mehr und wandern aus, um ihr Glück in der "Neuen Welt" zu suchen. Die Einwohnerzahl von Rommelshausen sinkt rapide.

In den letzten Jahrzehnten vor 1900 war die Bevölkerung öfters durch Feueralarm aufgeschreckt worden. Im Mai 1888 brannte das Gebäude des Schneidermeisters Beck bis auf einen kleinen Teil nieder, 1890 das in der Pfarrstraße 11. Es war im strengen Winter, und die Spritze mit den Schlauchleitungen war eingefroren. Nur mit Mühe konnten die Nachbarhäuser gerettet werden. An einem heißen Junitag 1899 brach in der Scheune der Bauern Hurlebaus, Pfund und Weidmann ein Brand aus, dem trotz der Hilfe der Stettener Feuerwehr auch das Wohnhaus zum Opfer fiel.

Die im Jahre 1895 herausgekommene Beschreibung des Oberamtes Cannstatt berichtet von den Rommelshauser Ortsbewohnern, dass viele von Ihnen ein hohes Alter erreichen und gute
Gesundheitsverhältnisse herrschten. Die Gemeinde hatte schon früh Maßnahmen für die Gesundheit der Bürger getroffen. Ein Wundarzt hatte für die armen Kranken zu sorgen. Er erhielt jeweils seine Tätigkeit bezahlt. Nach dem Ausscheiden von Wundarzt Hiller übernahm 1857 der Arzt und Geburtshelfer Pfeilsticker in Stetten diese Aufgabe gegen ein jährliches Wartgeld. Aber die wichtigste Person in der Gesundheitspflege war die Dorfhebamme. Sie musste immer wieder zur Weiterbildung nach Cannstatt gehen. Man stellte hohe An-forderungen an sie. Die Sozialgesetze von 1883 enthoben die Gemeinden mit der Zeit von der Fürsorge für die Kranken. Jetzt trat die Krankenkasse ein – allerdings nur bei den nicht-selbständigen Arbeitern. Die Bauern blieben ausgeschlossen, wenn sie nicht außerhalb ihres landwirtschaftlichen Betriebes Arbeit verrichteten. Heute sorgen die Versicherungen für Schutz vor Not bei Krankheitsfällen.


Schon Ende des 18. Jahrhunderts sind die Bürger von Rommelshausen verpflichtet, bei ihrer Verheiratung 2 "fruchtbare" Bäume auf die Allmend zu setzen. Dasselbe gilt für Neubürger. Anfang des 19. Jahrhunderts darf jeder Bürger für seinen neugeborenen Sohn auf die Hummelgärten einen Baum setzen, dessen Ertrag diesem lebenslang zukommt.

Dieser Brauch wird 1850 wieder abgeschafft. Anfang des 20. Jahrhunderts stellt Rommelshausen seinen Obstbau von Mostobst auf Tafelobstsorten um und entwickelt sich in den 30er Jahren zur obstreichsten Gemeinde im Kreis Waiblingen. Mit dem vorläufigen Ende der kriegerischen, das Dorf unmittelbar betreffenden Auseinandersetzungen und der Entwicklung neuer Anbaumethoden und landwirtschaftlicher Geräte, ist es in Rommelshausen möglich, Überschüsse zu erwirtschaften und diese in den Handel zu bringen.

Die Hauptabnehmer sind in Stuttgart zu finden. Wein, Kartoffeln, Milch, Butter, Hartkäse, später dann auch Gemüse sind die Produkte, die zu Fuß auf den Markt nach Stuttgart getragen werden. Frauen tragen die Ware in einem Korb auf dem Kopf; der "Bauscht", ein ringförmiges, mit Seegras gefülltes Kissen, sorgt dabei für den notwendigen Halt. Die Männer benutzen für den Transport einen "Kreben", einen halbrund geflochtenen Weidenkorb mit Tragriemen. Ein Hauptereignis stellen in diesem Zusammenhang die Kartoffellieferungen dar. In der Erntezeit wird zwei Mal pro Woche auf den Stuttgarter Markt gefahren. Da der Weg für die damals üblichen Kuh- und Ochsengespanne zu weit und zu mühsam ist, tut man sich zusammen und heuert einen der wenigen Gaulbauern für den Transport an.

An einer Sammelstelle morgens früh um 3.00 Uhr treffen sich alle mit ihrem "Ebirawägele", einem größeren, mit Holz ausgeschalten und einer Bremse versehenen Leiterwagen. 10 bis 12 dieser vollen Wagen werden mit Ketten zusammengespannt; der Gaulbauer vorweg, die Besitzer zu Fuß neben ihrem Wägele her, setzt sich der "Ebirazug" in Bewegung. Der Weg bis zum Einstellwirtshaus am Stadtrand Stuttgarts dauert 3 Stunden. Dort wird das Gespann untergestellt, die Wägele auseinandergekettet und jeder geht seiner Wege, meist schon einen Abnehmer in Aussicht. Gegen Mittag trifft man sich wieder im Wirtshaus, die leeren Wagen werden wieder aneinandergekettet und der Rückweg angetreten.

Eine historisch enge Verbindung gibt es zwischen Landwirtschaft und Handwerk. Der Wein-, Acker-, Gemüse- und Obstanbau in den Remstaldörfern bildet dabei folgende Handwerks-zweige aus: Schmied, Wagner, Küfer, Sattler, Seiler und Müller. Viele Handwerker betreiben ihr Geschäft als Nebenerwerb und ausschließlich für den Bedarf des Dorfes.

Je nach Kaufkraft der Dorfbevölkerung können sich Gewerbe wie Bäcker, Metzger und Leinenweber etablieren. In der Not allerdings wird selbst gebacken, geschlachtet und gesponnen, dann aber haben die Handwerker kein Auskommen.

1715 sind in Rommelshausen 2 Metzger, 2 Bäcker, 6 Schuhmacher, 1 Weber, 1 Schreiner, 2 Schmiede, 2 Küfer, 1 Zimmermann und 2 Maurer nachgewiesen. Dabei heißt es von den Metzgern, dass sie kaum ein Auskommen haben, die Bäcker nur an Sonn- und Feiertagen. Die Schuhmacher "schaffen nur wenig aus dem Handwerk und gar nichts in den Kauf", der Weber webt kaum etwas.

Schuhmacher gilt im übrigen als Massenhandwerk. Viele Bauernsöhne, deren Erbschaft nicht ausreicht, eine Existenz zu sichern, suchen sich ein Handwerk aus, das keinen großen Bedarf an Werkzeugen und Geräten hat, dazu gehört das Schuster- und Schneiderhandwerk. Die in Rommelshausen Anfang des 20. Jahrhunderts einsetzende Industrialisierung und Mechanisierung verdrängt nicht nur manches Handwerk, sondern bietet auch Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft an. Die Zahl der haupt- und nebenberuflich tätigen Bauern nimmt kontinuierlich ab. Heute existieren in Rommelshausen noch etwa 15 Landwirte (5) und Gemüsebauern (10).

Die Bürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Rommelshausen

In früheren Jahrhunderten gab es keine Gemeindeverwaltung im heutigen Sinne. Die Herrschaft bzw. ihre Amtsleute "verwalteten" die Einwohnerschaft. Am wichtigsten war ihnen die Eintreibung der verschiedenen Abgaben. Der Schultheiß "heischte" ursprünglich die Schuld ein (man müsste deshalb eigentlich "Schuldheiß" schreiben).

Er war dann bis 1930 der oberste herrschaftliche Beamte im Ort und hieß von da an Bürgermeister. Nach Gottlieb Friedrich Pfäfflin wurde das Amt nochmals mit Nichtfachleuten besetzt. Erst mit Friedrich Karl Volk, der 1890 auf Lebenszeit gewählt worden war, erhielt die Gemeinde einen Fachschultheißen.

1890 – 1907 Friedrich Karl Volk, Schultheiß und Verwaltungsaktuar.
1907 hier gestorben.
1907 – 1937 Wilhelm Eitel, Schultheiß und Verwaltungsaktuar.
1937 – 1945 Paul Käßer, Bürgermeister, 1942 zur Wehrmacht eingezogen. Stellvertreter Emil Mutschler.
1945 Karl Benz, Oberlehrer.
1945 – 1948 Karl Mangold, Versicherungsreisender, wohnhaft in Stetten.
1948 – 1964 Paul Käßer, Bürgermeister (1964 Ruhestand).
1964 – 1975 Günter Haußmann, Bürgermeister

Die Gemeindereform von Baden-Württemberg tritt für unsere Gemeinde am 20.09.1975 in Kraft. Rommelshausen und Stetten werden (durch Beschluss des Staatsgerichtshofs) zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Die zu diesem Zeitpunkt amtierenden Bürgermeister Günter Haußmann und Werner Jäckle werden kraft Gesetzes in den Ruhestand versetzt. Der Übergangsgemeinderat der neuen Gemeinde Stetten-Rommelshausen wählt für eine Übergangszeit einen Amtsverweser. Gewählt wird der Verwaltungsrichter am Verwaltungsgericht Stuttgart, Herr Karl-Heinz Schlotterbeck.

Oktober 1975 – Februar 1976 Karl-Heinz Schlotterbeck, Amtsverweser.
Im Januar 1976 findet für die neue Gemeinde die Wahl des Bürgermeisters statt.

1976 – 1992 Günter Haußmann, Bürgermeister (1992 Ruhestand).
1992 – 2003 Rolf Frank, Bürgermeister (aus gesundheitlichen Gründen erklärt er zum 31. Mai 2003 seinen Rücktritt und lässt sich in den vorzeitigen Ruhestand versetzen).
Seit 2003 Stefan Altenberger, Bürgermeister.


Ehrenbürger

Willy Rüsch
Willy Rüsch

Willy Rüsch, Fabrikant.
1955 verlieh der Gemeinderat Rommelshausen Herrn Rüsch anläßlich seines 65. Geburtstags und des 50-jährigen Betriebsjubiläums das Ehrenbürgerrecht. Herr Rüsch ist 1969 gestorben.

Paul Käßer, Bürgermeister.


Anläßlich des Eintritts in den Ruhestand im Jahr 1964 wurde Herrn Käßer vom Gemeinderat Rommelshausen zum Ehrenbürger ernannt. Er ist 1997gestorben

Günter Haußmann, Bürgermeister.


Anläßlich des Eintritts in den Ruhestand im Jahr 1992 hat der Gemeinderat Kernen Herrn Haußmann das Ehrenbürgerrecht verliehen Gleichzeitig wurde er auch vom Gemeinderat Nieder-Seifersdorf zum Ehrenbürger der Gemeinde Nieder-Seifersdorf ernannt.

1909:
Gründung des Krankenpflegevereins.

1910:
Das elektrische Licht wird eingerichtet.


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